Resilienz (Teil 4): Ein Moment für uns Eltern zum Reflektieren
Als Eltern wollen wir unsere Kinder stärken und sie auf das Leben vorbereiten. Doch manchmal stehen wir selbst vor Herausforderungen und fragen uns: Wie kann ich meinem Kind helfen, mit Rückschlägen umzugehen? Wie kann ich es unterstützen, resilient zu werden, wenn ich manchmal selbst an meine Grenzen stoße? Resilienz ist nicht nur eine Eigenschaft, die wir unseren Kindern vermitteln wollen – sie ist auch ein Prozess, den wir als Eltern gemeinsam mit ihnen durchlaufen. Die folgenden sechs Impulse bieten einen kurzen, aber tiefgehenden Blick auf zentrale Aspekte von Resilienz. Sie sollen uns nicht nur daran erinnern, wie wir unsere Kinder stärken können, sondern auch, wie wir uns selbst in diesem Prozess nicht aus den Augen verlieren. Denn auch wir als Eltern sind Teil des Modells, das wir unseren Kindern bieten. Resilienz ist nicht nur für Kinder, sondern auch für uns als Eltern ein wachsender Prozess. Gemeinsam mit unseren Kindern den Weg der Resilienz zu gehen, bedeutet, nicht perfekt zu sein, sondern immer wieder neu zu lernen und zu wachsen – im Einklang mit unseren eigenen Grenzen und denen unserer Kinder.
1. Resilienz ist erlernbar – keine angeborene Superkraft
Jedes Kind kann lernen, mit Herausforderungen umzugehen – Schritt für Schritt, auf seine ganz eigene Weise. Manche Kinder bringen von Natur aus eine größere emotionale Robustheit mit, andere brauchen mehr Zeit, Raum oder Begleitung, um sich nach schwierigen Situationen wieder zu stabilisieren. Und beides ist in Ordnung.
Resilienz wächst nicht von heute auf morgen – sie entsteht im Alltag, durch Erfahrungen, durch Beziehung und durch Vorbilder. Es gibt nicht den einen „richtigen“ Weg. Wichtig ist, dass wir die Persönlichkeit unseres Kindes sehen und ernst nehmen – mit all seinen Bedürfnissen, Stärken und Eigenheiten. Manche Kinder bleiben in herausfordernden Momenten ruhig und überlegt, andere reagieren impulsiv oder ziehen sich erst einmal zurück. Das heißt nicht, dass sie weniger resilient sind. Sie brauchen vielleicht nur andere Strategien oder mehr Zeit, um mit ihren Gefühlen umzugehen. Und vielleicht entdecken wir als Eltern erst mit der Zeit, wie viel Stärke unser Kind schon in sich trägt – manchmal still und leise, manchmal laut und kämpferisch.
2. Beziehung ist der wichtigste Schutzfaktor
Kinder, die mindestens eine verlässliche Bezugsperson haben, die ihnen zuhört, sie ernst nimmt und sie bedingungslos annimmt, kommen besser mit Herausforderungen zurecht. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, eine authentische, unterstützende Beziehung zu unserem Kind aufzubauen, die ihm Sicherheit gibt.
3. Fehler und Krisen sind keine Katastrophe – sondern Lernfelder
Resilienz entwickelt sich nicht durch ein “glattes” Leben, sondern durch das Überwinden von schwierigen Situationen – mit oder ohne Unterstützung. Fehler gehören dazu und sind wertvolle Helfer im Lernprozess. Sie sind keine Zeichen von Schwäche, sondern wichtige Lernmomente. Was uns stärkt, ist nicht ein Leben ohne Probleme, sondern das Vertrauen in unsere Fähigkeiten und die Erfahrung, dass wir aus Fehlern wachsen.
Niemand ist perfekt. Auch wir Eltern nicht. Und das müssen wir auch nicht sein. Was unsere Kinder stärkt ist die Erfahrung: Ich bin nicht allein. Ich darf scheitern. Ich darf Fehler machen und trotzdem bin ich gut so wie ich bin.
Wenn wir unseren Kindern in herausfordernden Momenten zur Seite stehen – nicht mit fertigen Lösungen, sondern mit Vertrauen in ihre Fähigkeiten – dann geben wir ihnen die Chance, selbst wirksam zu werden. So lernen sie, dass Rückschläge nicht das Ende sind, sondern Teil eines Weges, der sie mutiger, sicherer und selbstbewusster machen kann.
4. Resilienz beginnt im Alltag
Es sind nicht die großen Reden oder spektakulären Erlebnisse, die unsere Kinder stark machen, sondern die kleinen, alltäglichen Momente, in denen sie sich gesehen, gehört und ernst genommen fühlen.
Wenn wir im Alltag verlässliche Strukturen schaffen, liebevoll Grenzen setzen, unsere Kinder mitentscheiden lassen und ihnen zutrauen, Dinge selbst zu lösen, wächst ihr Vertrauen – in uns und in sich selbst. Kleine Erfolgserlebnisse und das Gefühl, gehört und verstanden zu werden, sind starke Bausteine für Resilienz. Resilienz entsteht dort, wo unsere Kinder erleben, dass sie mit allem, was sie sind, Platz haben – Tag für Tag, im ganz normalen Familienleben.
5. Langfristige Perspektive
Die Förderung von Resilienz ist ein langfristiger Prozess. Resilienz wird nicht über Nacht entwickelt. Es wird sich vielleicht nicht sofort in jeder Situation zeigen, aber mit der Zeit werden Kinder von den Fähigkeiten, die sie erlernen, profitieren. In der Schule, in der Pubertät oder im späteren Leben werden diese resilienzfördernden Prinzipien ihnen helfen, Herausforderungen besser zu meistern.
6. Umgang mit den eigenen Grenzen als Eltern
Wir Eltern sind nicht perfekt und das müssen wir auch nicht sein. Gerade in der Begleitung unserer Kinder ist es wichtig, dass wir unsere eigenen Grenzen erkennen und uns selbst erlauben, nicht immer die richtige Antwort oder Reaktion parat zu haben. Was unsere Kinder brauchen, ist keine fehlerfreie Version von uns, sondern eine echte.
Wenn wir ehrlich mit unseren eigenen Gefühlen und Herausforderungen umgehen, leben wir vor, dass auch Erwachsene lernen, scheitern und wachsen dürfen. Wir zeigen: Fehler gehören zum Leben und wir müssen sie nicht verstecken. Resilienz ist kein Ziel, das wir erreichen müssen, sondern ein gemeinsamer Weg, den wir Tag für Tag mit unseren Kindern gehen. Mit Mitgefühl – auch uns selbst gegenüber.
Resilienz ist ein Weg, den wir gemeinsam gehen
Resilienz ist kein Zustand, den wir für unsere Kinder herstellen können. Sie ist ein Weg, den wir gemeinsam mit ihnen gehen. Mit all unseren Fragen, unseren guten Tagen und auch unseren Momenten des Zweifelns. Als Eltern dürfen wir uns selbst mitdenken, unsere Grenzen achten und uns erlauben, nicht immer stark sein zu müssen. Gerade darin liegt oft die größte Stärke, nämlich zu zeigen, dass auch wir im Leben lernen, wachsen und uns immer wieder neu ausrichten dürfen.
Die vier Beiträge dieser Serie wollen Mut machen, alltagstaugliche Impulse geben und zum Nachdenken anregen. Nicht als Anleitung zum “perfekten” Familienalltag, sondern als Einladung, sich selbst und die eigenen Kinder auf diesem Weg liebevoll zu begleiten.
Wenn wir als Eltern immer wieder innehalten, reflektieren und bereit sind, dazuzulernen, geben wir unseren Kindern das mit, was sie im Leben wirklich brauchen: innere Stärke, Vertrauen und die Gewissheit, nicht allein zu sein.
Resilienz beginnt bei uns und wächst mit uns.
Lass uns im Gespräch bleiben:
Was hat dich berührt, gestärkt oder zum Nachdenken gebracht?
Welcher Impuls passt gerade zu deiner Situation als Mutter, Vater oder Bezugsperson?
Wenn du beim Lesen Impulse mitnehmen konntest, Fragen entstanden sind oder du dir Begleitung wünschst: Melde dich gerne bei mir. Ich begleite dich auf deinem Weg für mehr innere Stärke, Verbindung und Vertrauen im Familienalltag.
Ich freue mich, von dir zu hören!
Wenn du dich tiefer mit dem Thema Resilienz im Familienalltag beschäftigen möchtest, typische Beispiele aus dem Alltag und resilienzfördernde Spiele kennenlernen möchtest, lass es mich wissen! Ich werde diesen Blog weiter ausbauen, um dir noch mehr praktische Impulse zu geben, wie du gemeinsam mit deinem Kind die Resilienz stärken kannst. Ich freue mich, von dir zu hören!